Narzissmus-das Gift um uns herum

Narzissmus ist wohl so alt wie die Menschheit.Mal mehr(heute?)oder weniger weit verbreitet.Manchmal erfolgreich.In jedem von uns da.Und ein sehr komplexer,schwer differenzierbarer Begriff:
Der Mythos des Narziss Nárkissor (Narziss) war der alten griechischen Sage nach der schöne Sohn des Flussgottes Kephisos und der Leiriope. Da von der Damenwelt umworben und entsprechend hochmütig, wies er auch die Liebe der Nymphe Echo zurück. Deshalb bestrafte ihn Nemesis, die Göttin des gerechten Zorns (auch Aphrodite wird in der griechischen Mythologie als die Rächerin Echos angeführt). Narziss entwickelt darob eine unstillbare Liebe zu seinem Spiegelbild, das er im Wasser sieht. Über das Ende des „ersten Narzissten“ gibt es zwei Versionen. Die erste besagt, dass durch eine göttliche Fügung ein Blatt ins Wasser fällt und das Spiegelbild Narziss‘ trübt. Schockiert von der vermeintlichen Erkenntnis, er sei hässlich, stirbt Narziss. Er wird in eine Narzisse verwandelt.Überlieferung zwei lautet: Narziss verliebt sich in sein Spiegelbild, will sich mit ihm vereinigen und ertrinkt bei diesem Versuch.
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Narzissten sind auf sich selbst bezogene Menschen, die andere vernachlässigen, egoistische und egozentrische Wesensmerkmale zeigen. Der Eigennutz geht ihnen vor Gemeinwohl und wenn sie lieben, dann nur, um selber geliebt zu werden. Narzissmus bedeutet aber wesentlich mehr als eine schlichte Selbstliebe, Narzissmus ist eine innere Bezogenheit auf das Selbst, um ein inneres Gleichgewicht, Wohlbehagen und Selbstsicherheit aufrechtzuerhalten. Narzissmus ist daher nicht zwangsläufig abnorm oder krankhaft. Man unterscheidet positiven und negativen Narzissmus: „Positiver Narzissmus“ meint eine positive Einstellung zu sich selbst, die ein stabiles Selbstwertgefühl bewirkt und erhält.
Ein „positiver“ Narzissmus äußert sich in einer positiven Einstellung zu sich selbst, d. h. dass diese Menschen ein stabiles Selbstwertgefühl haben, das auch erhalten bleibt, wenn es Rückschläge gibt. Positiv narzisstische Menschen ruhen in sich selbst, strahlen Wärme aus und sind anderen zugewandt. Postiver Narzissmus ist gesunder Bestandteil einer harmonischen Persönlichkeit. Siehe auch Selbstliebe und auf der Seite“Negativer Narzissmus“ basiert hingegen auf mangelndem Selbstwertgefühl, der auf einer Säugling-Elternteil-Beziehung beruht, die dem Kind nicht genügend Einfühlungsvermögen und Bestätigung entgegenbrachte. Ein ausgeprägter oder „negativer“ Narzissmus bedeutet, dass diese Menschen vorwiegend sich selbst zugewandt sind, ein eher passives Liebesbedürfnis haben und „lieben, nur um geliebt zu werden“.
Eine Beziehung mit einem Narzissten ist geprägt vom Geben des Partners und Nehmen des Narzissten. Ein Gleichgewicht mit abwechselndem Geben und Nehmen gibt es nicht. Narzissten sind kaum oder gar nicht zu Empathie fähig (Mitgefühl mit anderen). Sie haben (fast) kein Selbstwertgefühl und sind auf ständige Bestätigung von außen angewiesen. Bleibt diese aus, kommt es zu erheblichen Problemen. Oft neigen negativ narzisstische Menschen auch dazu, andere abzuwerten, um das eigene Ego aufzuwerten. Die pathologische Form ist die Narzisstische Persönlichkeitsstörung, die gekennzeichnet ist durch ein grandioses Gefühl eigener Wichtigkeit, Fantasien über grenzenlosen Erfolg und Macht, Glaube an eigene Besonderheit, Verlangen nach übermäßiger Bewunderung, übertriebenes Anspruchdenken, ausbeuterische Beziehungen, Empathiemangel, Neid, Arroganz. Zentrales Symptom ist ein labiles Selbstwertgefühl, häufig verbunden mit dem Gefühl von Leere und die Unfähigkeit, Gefühle, insbesondere Freude, zu empfinden. Als weitere Phänomene finden sich häufig eine erhöhte Verletzbarkeit und Kränkbarkeit sowie eine egozentrische Einstellung. Die charakteristische Haltung der vom Narzissmus Betroffenen ist eine Unbezogenheit anderen Menschen gegenüber, die als Egoismus und Arroganz in Erscheinung tritt. Ehrgeiz und übersteigerte Ansprüche an sich selbst führen häufig zu einem Erschöpfungssyndrom. Hier werden jedoch häufig nicht die eigenen Anteile gesehen, sondern äußere Ursachen wie Arbeitsumstände, der Vorgesetzte etc. verantwortlich gemacht. Die depressiven Verstimmungen wirken flach bis oberflächlich, die dabei bestehende Antriebs- und Schwunglosigkeit wird von den Betroffenen jedoch als sehr belastend erlebt. Auf der körperlichen Ebene finden sich Schlafstörungen, Kopfschmerzen, funktionelle Herzbeschwerden und Sexualstörungen. In näheren Kontakten können die Betroffenen durchaus sehr lebendig, charmant und bestrickend wirken. Insbesondere, wenn sie etwas erreichen wollen, können sie sehr manipulativ auftreten. Häufig präsentieren sie sich jedoch auch emotional kühl, arrogant und verletzend. Psychologen der Universität von San Diego (Kalifornien) untersuchen seit 1982 den Grad an Selbstverliebtheit und Egoismus der Studenten mit dem „Narcisstic Personality“-Test. Er enthält Fragen wie: „Wenn ich die Welt regieren könnte, wäre sie ein besserer Ort?“ oder „Stehe ich gerne im Zentrum der Aufmerksamkeit?“ Die nach 1982 geborenen Menschen sind demnach die narzisstischste Generation der jüngsten Geschichte und eher weit entfernt von einer sozialen Orientierung. Dieser amerikanische Befund deckt sich mit Jugendstudien aus dem deutschsprachigen Raum, wonach es immer mehr Jugendliche gibt, die wenige tragfähige soziale Beziehungen entwickeln, sich nicht sozial integrieren können und sich letztlich selbst in den Mittelpunkt stellen. Nach Werner Leixnering (Linz) bildet sich dieser Trend zum Narzissmus auch in der Arbeitswelt ab, denn sie ist seiner Meinung nach nicht mehr so kommunikativ wie früher. Man sitzt einsam vor dem Computer, und immer mehr läuft über Ein-Mann- oder Ein-Frau-Betriebe. Diese Ich-AGs führen zu einem Auf-sich-selbst-geworfen-Sein und dazu, dass die Fähigkeiten, sich in andere hineinzufühlen, verkümmern. Zudem entwickelten sich immer technischer werdende Umweltangebote, wie elektronische Medien, Computerspiele, etc., bei denen man letztlich häufig alleine ist. Hinzu kommt, dass viele Eltern – wohl auf Grund eigener Erfahrungen – ihre Kinder im Hinblick auf den künftigen Berufserfolg heute schon sehr früh stimulieren, keine Rücksicht auf andere zu nehmen.
Die Ursachen des Narzissmus sind neben einer gewissen erblichen Disposition sind vor allem auch die familiären Verhältnisse. Narzissmus ensteht meist in der frühen Kindheit, wenn sich normalerweise das Selbstwertgefühl und die eigene Individualität entwickeln. Häufig werden später narzisstische Kinder wenig wahrgenommen („ich war wie Luft“) und in ihren Bedürfnissen nicht unterstützt oder überfordert („du bist mein großer Junge, das schaffst du auch alleine“). Oft werden sie aber auch überhütet, so dass sie keine Gelegenheit haben, ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln. Oft ist die Mutter sehr dominant, der Vater faktisch nicht vorhanden. In Ehen, in denen es kriselt, werden die Söhne dann auch von den Müttern als „Partnerersatz“ behandelt und erwarten von ihnen jene Aufmerksamkeit und Zuwendung, die sie vom Partner nicht bekommen. So kann es später durch diese Überforderung zu einer auffälligen Diskrepanz zwischen großer Selbstsicherheit nach außen und einer inneren Unsicherheit und Kränkbarkeit kommen. Das Kind wird mit doppelten Botschaften konfrontiert, hat Schwierigkeiten sich zu orientieren und lernt das Verhalten zu präsentieren, das ihm die meisten Vorteile einbringt. Dass er auch um seiner selbst willen geliebt wird, auch wenn er keine Leistung bringt, hat der später narzisstische Mensch nie gelernt. So entwickelt sich eine starke Egozentrität. Narzisstisch gestörte Menschen neigen zum geschickten Taktieren mit wenig Rücksicht auf andere und strahlen emotionale Kälte aus. Nach Ansicht des Psychologen Beat Stübi (2011) war der Narzissmus noch nie so verbreitet wie heute, denn in aktuellen Untersuchen zeigt jeder vierte Studierende erhöhte Narzissmus-Werte. Er verortet den Ursprung der narzisstischen Entwicklung nicht so sehr in einem Mangel an Aufmerksamkeit und Zuneigung in der Kindheit, sondern dass auch das Gegenteil von mangelnder Aufmerksamkeit zu Narzissmus führen kann: Verwöhnung. „Welche Eltern aus der Mittelschicht halten ihr Kind heute für nur «durchschnittlich»? Viele heutige Kinder lernen, dass sie etwas Besonderes sind und sich alles um sie dreht. Wenn sich das überdurchschnittliche «Talent» dann im Laufe des Lebens nicht bewahrheitet, bleibt nur die Flucht in die «Illusion», um den Selbstwert nicht zu gefährden. Der deutsche Sozialpsychologe Hans-Werner Bierhoff spricht von einer «ICH-Inflation». Sie habe sich so stark entwickelt, weil die sozialen Normen in den letzten 50 Jahren in den westlichen Kulturen stark abgenommen hätten. In diesem Vakuum konnte sich ein «offensiver» Narzissmus ideal verbreiten. () Als Orientierung dienen den Jugendlichen Vorbilder im Showbusiness – sie werden in eine narzisstische Gesellschaft hinein sozialisiert. Auf «Pro7» wird bereits in der sechsten Staffel «Germany’s next Topmodel» gesucht. Bisher haben sich 13374 junge Frauen in 21 deutschen Städten persönlich beworben. Der weiblichen Schönheit wurde immer schon gehuldigt – aber der Schönheitskult war wahrscheinlich noch nie so stark wie heute. In Untersuchungen zeigt sich immer wieder dasselbe Resultat: Wer als «schön» bewertet wird, gilt gleichzeitig auch als «intelligent», «sympathisch» und «erfolgreich» – dies nur aufgrund des äusseren Eindruckes auf einer Foto. Die Realität für die oben genannten jungen Frauen ist hart: Tatsache ist, dass die Mehrheit der Menschen nur durchschnittlich «schön», «intelligent» und «talentiert» ist“.
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Die derzeit wichtigsten bzw. anerkannten Therapieformen sind die kognitiv/verhaltenstherapeutischen und supportiven (unterstützenden) Techniken sowie tiefenpsychologische und/oder störungsorientierte Behandlungsverfahren, die gezielt auf die spezifischen Problembereiche einer gestörten Persönlichkeit eingehen. Daneben eignen sich auch pädagogische bzw. psychagogische Therapiemethoden, um möglichst viel Selbsterfahrung und selbstgesteuerte Veränderungsmöglichkeiten zu nutzen. Der narzisstische Klient sollte in der Psychotherapie lernen, seine eigenen Ansprüche zu reduzieren, sich zurückzunehmen, eine gewisse Anpassung an die Umgebung zu üben und die Probleme nicht nur bei anderen, sondern auch bei sich selber zu suchen.Selbstliebe ist das uneingeschränkte Annehmen seiner selbst in Form einer bedingungslosen Liebe und ist eine wichtige Voraussetzung für die Beziehungen zu anderen Menschen und zur Welt. Selbstliebe lässt sich auch klar vom Egoismus oder Narzissmus abgrenzen, denn während ein Egoist nur an sich selbst denkt und dabei über Leichen geht, ist ein sich selbst liebender Mensch stets darum bemüht, sein Ich, seine Wünsche und Bedürfnisse mit seinem Umfeld in Einklang zu bringen. Narzissten geht der Eigennutz vor Gemeinwohl und wenn sie lieben, dann nur, um selber geliebt zu werden. Menschen, die sich selbst nicht lieben, verfallen oft in Depressionen und/oder werden unerträglich für ihre Mitmenschen, da sie mit dem Verlust der Selbstliebe eine wichtige Orientierung für Nächstenliebe verloren haben. Es gibt viele Ursachen, sich selbst wenig zu lieben, etwa dem Körper, den man hässlich findet, eine Umgebung, in der man eigentlich nicht leben will, etwas Materielles, das man nicht besitzt. Daher ist eine wichtige Voraussetzung für Selbstliebe, sich ein Umfeld zu schaffen, in dem sich wohl fühlt und in dem man Selbstbewusstsein aufbauen kann, um auch Unzulänglichkeiten kompensieren zu können.
Selbstliebe ist der Maßstab für Nächstenliebe, eine gute Arznei für Kranke und Gekränkte ,der beste Ratgeber ,ein guter Schutzschild gegen unsere Ängste ,praktisch und vernünftig, die Kraft, die einem auch ohne Siege zum Sieger machen kann wichtig, weil wir nur dann herausfinden, wer wir sind notwendig, weil man nur so hört, was der Körper uns sagt unentbehrlich, weil man dadurch ein Mensch bleibt.
Kleiner Selbsttest zum Narzissmus Mit den folgenden Fragen kann man nach Johanna Winkler (Leiterin der Psychiatrie im Linzer Wagner-Jauregg-Krankenhaus) feststellen, ob man narzisstische Züge besitzt. Je öfter man mit „Ja“ antwortet, umso narzisstischer scheint die Persönlichkeit ausgeprägt. Legen Sie Wert darauf, schöner, besser oder erfolgreicher als andere zu sein? Werden Sie häufig bewundert? Imponieren Sie anderen als Persönlichkeit? Verlassen Sie sich häufig auf sich selbst? Ist es anderen Personen eine Ehre, mit Ihnen befreundet zu sein? Ist Ihnen Ihre Meinung wichtiger als die der anderen? Brauchen Sie die Anerkennung anderer für Ihren Selbstwert? Fühlen Sie sich gekränkt, wenn Sie jemand kritisiert? Tun Sie sich schwer, die Gefühle anderer wahrzunehmen oder sich mit den Gefühlen anderer zu identifizieren?
(aus Werner Stangl/kognitive Entwicklung)

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